Logo AB Superfreunde 2000

Über die Unzulänglichkeit

Seite 1 / Seite 2

Leuchtet im Dunkeln - Das Erima Vicenza für Fahrradanfänger Die Masse der Menschen führt ein Leben in stiller Verzweiflung. Das Suchen nach sinnvollen, dem eigenen Anspruch gerecht werdenden Tätigkeiten gerät zu einem Berg ohne Gipfel. Um sich nicht einzubilden, man sei ziel- und ausweglos in dieser bösen Welt verloren, verbringt man seine Zeit dementsprechend mit Dingen, die die angesprochene Skala erweitern – nach unten. Gut zu wissen, daß es immer noch nur so wimmelt von Menschen, die andere Leute aufessen, beim Drogenhandel erwischt werden oder die Firma mit 300 Mitarbeitern in den Konkurs reiten. Danke, liebes Fernsehen, du machst Mut.

Und doch ist das Schönreden und Einlullen in ein geordnetes und anständiges Leben nur eine eiligst hingepinselte Fassade. Es soll Menschen geben, denen die Karlichs‘ und Russwurms‘ dieser Welt nicht mehr reichen, um sich verlorengegangenes Selbstwertgefühl zurückzuholen: dann, wenn selbst herzergreifende Interviews mit Versagern, Krüppeln und Gescheiterten keine Antworten mehr auf das eigene Hier und Jetzt geben, dann ist es an der Zeit, die Kugel aus dem Schrank zu holen und Fußball zu spielen.

Herrlich, diese gewonnene Freiheit! Eine Freiheit im Käfig zwar, aber welche! Keinem anderen Menschen verantwortlich zu sein als den Mitspielern und dem Platzwart! Keine anderen Sorgen als Fehlpässe, verzogene Schüsse und Zweikämpfe am Gitterzaun! Nur einmal die Woche sich selbst sein, ohne falsches Spiel, nur mit Aufrichtigkeit ausgestattet, wie wohl das tut! Camus hatte recht: Alles, was ich über den Menschen weiß, habe ich vom Fußball. Und was das sein kann, ist nicht von schlechten Eltern: Seine eigene Unzulänglichkeit besiegen, und sei es nur für 90 Minuten.

© 2002-2006 AB Superfreunde 2000 · Impressum