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[02/07] Foos - Be the Greatest

Foos - Be the Greatest DVD Der amerikanische Filmemacher Robert Ismert erzählt in seiner 133- minütigen Dokumentation »Foos – Be The Greatest« die ganze Geschichte des Tischkickerns in den USA. Und die ist nicht immer lustig. Wär’ das nicht schön, wenn die Kickerei mehr wäre als nur schnöde Kneipenzockerei? Wenn es ein gemeinsames Bewusstsein gäbe, das uns Tischkickerspieler - vom Gelegenheitskurbler bis zum Spielfeldpolierer - über alle Kickertischgrenzen hinweg verbände? Wenn Arm und Reich, Schwarz und Weiß, Christen, Moslems, Juden und Buddhisten einander die Hände reichten, und zwischen ihnen nicht mehr stünde als ein Tisch voller Fußballzwerge, angetan in Landes-, Haut- oder Denkfarben?

Zugegeben: Ganz neu sind solche Visionen nicht, im Gegenteil. Auch »Foos – Be The Greatest«, der gerade frisch in den USA erschienene, vermutlich erste und einzige abendfüllende Dokumentarfilm über das Tischkickern, erzählt von diesem ewig unerfüllbaren Traum: Was wäre wenn - wenn alles ganz anders gekommen wäre, wenn alles einfach funktioniert hätte, wenn die dumme, störende Realität des Irdischen nicht immer dazwischen funken und alle Träume zerstören würde? Man mag es kaum glauben, während man in einer verrauchten Spelunke seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht: Es gab eine Zeit ohne Zweifel. Da war Tischfußball der ganz heiße Scheiß, da zogen die Cracks, Tennis- und Golfprofis gleich, von Turnier zu Turnier und räumten Preisgelder in Millionenhöhe ab, da berichteten die populären Nachrichtensender live und in Farbe von den großen Events.

Dan Kaiser, Doug Furry und Mike Bowers gingen steil wie heute Tiger Woods und Roger Federer, und wenn sie wieder ein Kickerturnier beherrscht hatten, brausten sie in ihren soeben gewonnenen Porsches und Corvettes davon, deren winzige Kofferräume die überlebensgroßen Trophäen kaum zu fassen vermochten. So populär war Foosball in diesen Jahren, dass sogar Hollywood nicht umhin kam, seinen bewährten Plot vom Tellerwäscher, der es zum Millionär bringt, ins Mehrzweckhallen- Milieu des Kickersports zu versetzen. »Long Shot« hieß jener Film mit Leif Garrett in der Hauptrolle, der vom Versuch dreier Teenager erzählte, die National Fußball (!) Championships zu gewinnen. 1981 war das, ist also schon ein ganzes Weilchen her. Und so bröckelt die Patina nicht nur von jeder Fotografie, mit der Regisseur Ismert seinen Interview-Reigen schmückt, sondern auch von den Antlitzen der ergrauten Helden jenes Sports, der es in den USA doch nicht zum Blockbuster gebracht hat. Pac Man fraß nämlich nicht nur Geister, sondern auch Kickertische. Die Lorbeeren der Kickerprofis waren schneller vertrocknet als Zu-Null-Versager unter einem Tisch durchkriechen können. Und mit jedem neuen Videospielautomaten schwand die Hoffnung auch bei den großen Turnierinitiatoren der ersten Stunde - von denen besonders Lee Peppard so schön und mit Wasser in den Augen erzählen kann - noch einmal an die Goldenen Zeiten in den 70er Jahren anknüpfen zu können.

Ein paar sind übrig geblieben. Spieler, für die Kickern, pardon, Foosball mehr ist als nur ein Kneipenspaß, auch mehr als eine Sportart. »Es gibt eine kleine Gruppe von Leuten, für die das Spiel ein bedeutender Teil ihres Lebens ist«, hat Ismert während seiner dreijährigen Recherchen erfahren. »Für die Turniere nicht nur Orte sind, an denen sie das Spiel spielen, sondern Familienfeste feiern. Alle Freude und Trauer, die eine Familie mit sich bringt, erfahren sie durch das Spiel.« Ein solch tragischer Held ist Johnny Horton, ein extrovertierter, selbstverliebter und letztlich bemitleidenswerter Quatschkopf, der sich zum zentralen Protagonisten des Films aufschwingt. »Ich bin der beste Spieler der Welt«, quäkt er gleich zu Beginn in die Kamera. Und ganz gleich, ob das stimmt: Er ist eine arme Sau. 2001 gewann er letztmals die World Foosball Championships. Danach flog er auf Lebenszeit aus der Serie, weil er sich mal wieder nicht beherrschen konnte. Statt mit Milch feierte er seinen Sieg mit Alkohol und noch ganz anderen Drogen. Außer seiner richtigen Familie hat er so auch seinen letzten Lebensmittelpunkt verloren: das Kickern.

Jetzt sucht er Halt in einer charismatischen Christengemeinde. »Dies ist eine Geschichte über den Kampf des Foosballs ums Überleben«, sagt Ismert. »Eine Geschichte darüber, wie wichtig es ist, jemanden zum Anlehnen zu haben, wenn alles schief geht. Und darüber, was passiert, wenn alles, was du noch hast, ein Spiel ist.« Vielleicht, das mag eine Lehre dieses Films sein, ist es ja doch besser, wenn wir Tischfußballfreunde den Ball weiter schön flach halten. Und die Kickerei bleibt, was sie ist: ein harmloses Spiel.

Quelle: bolzen-online.de; Autor: Sebastian Züger

Weiterführende Infos: Offizielle Website (Foos Movie)

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