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Leichte Mischung - Kleinfeldturnier FC Waldstadion, 14.7.2007

Text: Ente | 31.7.2007

Oberfahrenbach liegt in der Nähe von Leibnitz inmitten der südsteirischen Weinstrasse.

Auf dem beschaulichen Hof der Familie Stieglbauer findet jedes Jahr das von den Söhnen des Eigentümers Stieglbauer Karl veranstaltete Kleinfeldturnier statt. Zu diesem Zweck haben die Stieglbauers hinterm Haus eine Freiluftarena in die Landschaft gesetzt, die ihresgleichen suchen muss: feinster, steirischer Ackerrasen mit einem Gefälle zwischen den Auslinien von ca. 20 Prozent. Riesige Fangnetze verhindern, dass der Ball im hügeligen Gelände nach einem Fehlschuss länger gesucht werden muss. Und als Sahnehäubchen beeindrucken den Besucher die selbstgezimmerten und überdachten Holz-Tribünen auf der Geraden (Gerhard-Zirngast-Tribüne) und hinter dem westlichen Tor (VIP-Tribüne). Man kommt ins Staunen und denkt sich: da haben sich Fussballfans selbst einen kleinen Traum erfüllt


Der Heimatverein FC Waldstation 1984 (fc-waldstation.at) hat in ungefähr die gleichen Ansprüche wie die Superfreunde: Im Vordergrund steht der Freundschafts- und Gemeinschaftsgedanke, man nimmt übers Jahr an einigen Hobbyturnieren teil und finanziert sich hauptsächlich durch Mitgliedsbeiträge. Der Name leitet sich von der Lage des Platzes inmitten angrenzender Wälder ab.

Das Team, um das es hier geht, nannte sich nach dem hauseigenen Wein von Ente’s Chef Ali „N76“. Des Obmanns Arbeitgeber nahm schon zum dritten Mal an diesem Turnier teil, hauptsächlich aus Freundschaftsgründen mit Stieglbauer Karl, dem er seinen jährlichen Absatz an Kürbiskernöl sicherte. Dabei wurde Ente schon im April mit der Aufgabe vertraut, die Mannschaft mit erfahrenen Kalibern aufzurüsten. Schließlich konnte er von der bewährten Superfreundepartie 4 Mitstreiter auftreiben: Rainer, Michi Furxer, Aladdin und der eigens aus Vorarlberg angereiste Lude.

Im Auto

Samstag 7:30 – Lude und Aladdin mussten erst aus den Federn geläutet werden – setzte sich der Renault Espace von Wien aus Richtung Süden in Bewegung. Aufgrund schlechter Organisation waren in der zweiten Reihe aber lediglich 2 Sitze eingebaut, weshalb sich Aladdin neben der Hundedecke im Kofferraum breit machen musste. Bereits nach wenigen Sekunden verflüchtigte sich der Magendunst unseres Young-Star-Teams im Wageninneren und es war uns ein Leichtes die Getränkekarte der beiden vom letzten Abend zu rezitieren.

Erstes Ziel war der Kreisverkehr in Kottingbrunn, wo wir uns mit Ali’s Familie trafen und im Zweier-Konvoi Richtung Oberfahrenbach aufbrechen wollten. Aladdin hatte zu diesem Zeitpunkt allerdings leichte Zweifel ob seiner Sicherheitslage im Kofferraum, was ihn dazu veranlasste sich selbst auf den Beifahrersitz von Ali’s Familienauto einzuladen. Dessen Frau zwängte sich nur widerwillig zwischen die beiden Kinder auf die Rückbank und Ente machte sich einen Spass dabei, auf der Autobahn ein Überhol-Manöver zu starten um die Familiengesichter zu begutachten – offenbar hatten sie auch schon eine Ahnung von Aladdins Vorabendprogramm.

Vorbereitungen

Auf dem Weg nach Oberfahrenbach fiel es uns schwer den Verlockungen der vielen Feuerwehrfeste und Schaumpartys der Provinz zu widerstehen, nach etwas mehr als zweieinhalb Stunden war es dann aber geschafft: vor uns lag der Stieglbauer-Hof samt Fussballplatz in seiner ganzen Pracht.


Es war bereits 11 Uhr und unser erstes Spiel war bereits in einer halben Stunde angesetzt. Also ab in die Umkleide und schnurstracks zur Bar. Aladdin hatte bereits herausgefunden, dass hier nicht ein ordinärer Spritzer getrunken wurde, sonder eine so genannte „Mischung“, die es in Standard- oder in leichter Ausführung gab. Bestellte man sich letzteres beliebte die Bedienung zu scherzen, dass man Bescheid geben sollte, wann es „leicht genug“ sei.

etzt erst machten wir die Bekanntschaft mit dem restlichen, von Ali zusammengetrommeltem Team: Herr Prohaska hatte die gleichen Locken wie sein berühmter Namensvetter aber nur ansatzweise den (fußballerischen und sprachlichen) Schmäh von Schneckerl. „Bernd Schuster“ hatte die große Klappe wie der neue Real-Trainer, als Libero war er denkbar ungeeignet. Den Namen des Dritten im Bunde habe ich vergessen. Nennen wir ihn einfach „Bürste“.

Schon vor Spielbeginn wurde deutlich, dass ein tiefer Riss das den Teamgeist von „N76“ zu spalten drohte: die Superfreunde saßen im Schatten bei einer leichten Mischung, die Wiener Partie spielte sich in der Mittagshitze Passbälle zu. Moment – Niemand hatte etwas von richtigem Aufwärmen gesagt! Ente hatte die Ehre, im ersten Spiel das Tor zu hüten, denn an die entscheidende Position bei einem Kleinfeldturnier war natürlich im Vorfeld nicht gedacht worden. Mit dem Blick eines streunenden Hundes machte er sich auf die Suche nach Torwarthandschuhen. Ohne Absprache, wer wo spielt, geschweige denn welches System wir aufziehen, hechelten wir bei 30 Grad nur dem Ball hinterher und verloren das Auftaktspiel mit 0:3.

Anstatt sich nun zusammen zu setzen und Lösungen für die eigenen Schwächen zu diskutieren das gleiche Bild: Grüppchenbildung deluxe, und auf unserer Seite war Grüppchenbildung gleichbedeutend mit Mischungrunden.

Umso heiterer gingen wir in das zweite Spiel, das einmal mehr unter dem Motto „Verlieren verboten“ stand. Im Tor stand nun Lude „Schnurrikatze“ – man hoffte auf zündende Ideen von Ente aus dem Mittelfeld – und Rainer zog freiwillig seine rutschigen Hallenschuhe aus und spielte fortan barfuß – ein Umstand, der sofort über Lautsprecher allen Anwesenden verkündet wurde. Dem Schiedsrichter schien das Verletzungsrisiko jedoch nicht unbedingt höher, weshalb er diesen kleinen Regelverstoß augenzwinkernd durchgehen ließ.

Wiederum war unser Spiel von haarsträubenden Fehlern geprägt, von Abstimmung keine Spur. Wir gingen zwar nach wenigen Sekunden durch einen Abstauber von „Prohaska“ mit 1:0 in Führung, doch nur wenig später kassierten wir den durch einen satten Schuss ins lange Eck, bei dem jeder von uns als Goalie eine schlechte Figur gemacht hätte, den Ausgleich.

Nun wurde es meinem Chef zu bunt und er wechselte sich für Lude – oder wie er Ihn zu nennen pflegte: Yoko Ono – selbst ein uns stand nun zwischen den Pfosten.

Eine gelb-rote Karte für den Gegner nach wiederholtem Meckern (wie sich später herausstellte waren Hinausgestellter und Schiedsrichter zwei Brüder) spielten wir sogar in numerischer Überzahl (4 gegen 3) – unser Spielfluss stellte sich nunmehr aber komplett ein: 3 Mann hatten vorne allen Platz der Welt, doch unser Libero „Bernd Schuster“ wusste ein ums andere Mal mit komplizierten Haken dem Gegner Geschenke zu verteilen. Wir brachten es zustande, mehr als eine Halbzeit gegen einen dezimierten Gegner einen Schuss aufs Tor zu setzen, null Tore zu schiessen und drei Tore zu bekommen – ein unfassbares Armutszeugnis.

Interne Querelen

„Bernd Schuster“, der Trotzkopf, beschwerte sich bitterlich über unser spielerisches Unvermögen, mehr noch jedoch über eine Spielszene, bei der er bei einem Schussversuch mit Rainer zusammenkrachte, anstatt den Ball ins leere Tor zu befördern. Wir waren die Lachnummer von Oberfarhenbach und es gab Spieler im Team, die schienen ein Problem damit zu haben. Doch die Spaßfraktion wollten zumindest einen Rekord – die meisten Striche auf der Barliste.

Vor dem letzten Spiel gegen eine Yougster-Trupper von 13-Jährigen gab es dann doch noch einmal Einschwärungsversuche der Alten Herren – als einer der beiden besten Gruppendritten könnten wir uns mit einem hohen Sieg eventuell doch noch für das Achtelfinale qualifizieren.

Dementsprechend motiviert startete N76 in die Partie und ging wie schon im zweiten Spiel früh durch ein Tor von Ente in Führung. Sein darauffolgender Jubel (Trikot-Ausziehen, Wampen-Zeigen, Ersatzbank-Abklatschen und Siegersäge vor der VIP-Tribüne) kostete aber leider zu viel Energie, als dass es in der gleichen Tonart weitergegangen wäre. Insbesondere die Vorarlberger mussten nun den konsumierten Mischungen Tribut zollen und schwankten nur noch durch die Gegend bzw. blieben gleich während des ganze Spiels auf der Ersatzbank. Endstand 1:4, somit in 3 Partien 3 Niederlagen und mit dem Gesamtscore von 2:10 aus dem Turnier draußen.

Dritte Halbzeit


Kurz nach 15 Uhr begann somit der gemütliche Teil des Tages und die besondere Stärke des Teams: die dritte Halbzeit. Um sie jedoch richtig genießen zu können brauchten die meisten von uns ein ausgedehntes Schläfchen in den nahe gelegenen Wiesen. Die zauberhafte Landschaft verzückte besonders Rainer, der es sich in aller Ruhe zwei Stunden bequem machte.

Zu Beginn der Viertelfinalspiele waren wir aber wieder geschlossen auf der VIP-Tribüne und unterstützen „Holzbau Watz“ lautstark bis ins Halbfinale („Holz-Bau, Holz-Bau, Holz-Bau Watz! Holz-Bau...“). Rainer konnte es sich nicht verkneifen, in der Zwischenzeit diverse andere Tribünengäste unter der Gürtellinie anzuzählen und nur durch Mischungrunden einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Insbesondere der Direktor einer Niederösterreichischen Raiffeisen-Filiale bekam Rainers unerbittlichen Sarkasmus besonders zu spüren.

Während der gesamten K.O.-Runde waren die Superfreunde akustisch omnipräsent und liessen es sich auch bei der Siegerehrung nicht nehmen, die Preisverleihung vom TV-Turm mit allerlei Gassenhauern melodisch zu untermalen.

Gedächtnislücken und Existenzängste


Begünstigt durch die anhaltende Hitze und den nun doch als übermäßig zu bezeichnenden Mischung-Konsum nutzten Lude, Rainer und Aladdin die vielfältigen Möglichkeiten zum Abliegen: Auf der VIP-Tribüne, vor dem Grillstand, vor der Bar, neben der Dusche oder in der Umkleidekabine (wo Lude gerade noch einer Tracht Prügel entging). Die Fülle an kuscheligen Plätzchen war schier unerschöpflich.

Lediglich Michi und Ente hatten genug an Orientierungssinn, um im Stieglbauer-Hof den TV-Raum zu finden und mit den Anwesenden (unter Ihnen einige Schiedsrichter vom Turnier) Jimmy Hoffers 2:1 im U20-WM-Viertelfinale gegen die USA zu bejubeln.

Kurz vor Mitternacht sammelte uns Ali dann geschlossen ein wie eine Horde Schweine, stopfte uns in den Laderaum des Espace und lieferte uns einige Kilometer weiter bei einer Pension ab, die er für uns organisiert hatte.

2 Zimmer, 2 Doppelbetten, alle Mann noch da. Nur Aladdins Rucksack fehlte. Unser Einwand, dass wir Ihn morgen suchen würden und wir uns jetzt besser hinlegen sollten, ignorierte er vollständig. 2 Stunden Geschrei und eine in alle Einzelteile zerstörte Nachttischlampe später schliefen wir zu dritt im von Ludes blutigem Knie verziertem Doppelbett ein.

Der Rucksack fand sich am nächsten Morgen dann tatsächlich in der Umkleidekabine wieder und nach einem kurzen, nicht vom Chef bezahlten Frühstück mit den Stieglbauers ging es wieder retour Richtung Wien.

Holz-Bau! Holz-Bau! Holz-Bau Watz!


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