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Die Bratwurstigkeit - Toshiba-Cup 2006 (Nedlingen)

[Text: Ente]

Erster Tag

Wir sind treue Seelen. Eine Teilnahme reicht aus, um wiederzukommen. Egal ob Steirerplatz oder „größte Kleinfeldturnier Deutschlands“ – Hemd, Wille und Stolz sind immer dieselben. Die Altherren-Gang setzte sich diesmal aus Lude, Buffy, Hägar und Ente zusammen. Besonders freute uns die Verpflichtung des finnischen Legionärs Petri, der die Mindest-Teilnehmerzahl von 5 ergänzte. Dass kein gelernter Goalie, sondern nur ungelernte Stürmer zur Verfügung standen, schien uns im Vorfeld des Turniers jedoch nicht weiter zu kümmern.
Wettergott Petrus (nicht verwandt mit Flankengott Petri) sagte für Samstag Gewitter voraus, was mich dazu veranlasste, vorsorglich telefonischen Kontakt mit der Turnierorganisation aufzunehmen. Einmal mehr machte sich meine charmedurchtränkte Roger Moore-Stimme bezahlt und der Mannschaft wurde prompt die Übernachtung in den vereinseigenen Umkleidekabinen angeboten. Dennoch waren auch die Zelte mit dabei, als wir am Freitag im schönen Neidlingen (Kreis Göppingen) ankamen. Die Anfahrt erfolgte in zwei Konvois: die Ente mit der Konstellation Zug/Zug/Bus/Bus, der Rest wurde von Lude chauffiert. Wir sind eine gut intrigierte Truppe
Ohne Vorwarnung wurden wir mit Herzlichkeit und Gastfreundschaft nur so überschüttet: Da war Klaus, der Turnierverantwortliche vom TV Neidlingen, den alle nur KLOUS riefen, und uns den Kabinenschlüssel anvertraute. Da war Robert, weltbester Doppelgänger von Arthur Wichniarek, der mit Zustimmung von Franzi, der Schalke Marketing Tante, ein Veltins nach dem andern springen ließ. Und dann war da noch Kunze, der zu einem späteren Zeitpunkt noch eine wichtige Rolle spielen würde.

KLOUS warnte uns noch eindringlich vor den Securityhunden, die darauf abgerichtet wären zu töten. Die beiden Agents Tom und Adam aus Stuttgart, beide mit Pornobalken über der Lippe, nahmen uns die Ängste aber wieder. Es würden keine Hunde eingesetzt werden.

Nachdem der auffrischende Wind die Zeltfrage endgültig klärte, testeten wir die Platzverhältnisse in einem Trainingsspielchen 3 gegen 2. Buffy und Ente nahmen Hägar, Lude und Petri dabei mit allen Regeln der Kunst auseinander. Aufgrund der superben Leistungen verzichteten wir auf ein Abschlusstraining und warfen den Gasgrill an. Kaum hatten wir es uns unter dem Betonbalkon gemütlich gemacht, setzte auch schon der Regen ein. Buffy „Le Chef“ überraschte zum wiederholten male mit einer feinen Metro-Auswahl an Fleischsorten. Metro-Rippchen, Bratwürste und Koteletts, garniert mit einer pikanten Currysauce, dazu ein lauwarmes Mohren aus der Dose und perfekt war die Superfreunde-Welt. Mit lustigen Spielen vertrieben wir uns die Zeit: Von Städte-Quiz (letzter Buchstabe der Stadt, die genannt wird muss der Anfangsbuchstabe der nächsten Stadt sein), über Zahlen-Steigern (keine Lust das zu erklären, hab es damals schon nicht kapiert) bis hin zum legendären Biermarken-Quiz (dasselbe wie Städte-Quiz, nur mit Biersorten) reichte die Spielekiste. Als Buffy dann anfing, bei Wiederkehr des Buchstabens P stets mit Pilsner Urquell zu antworten hatten wir die Schnauze voll. Für die Fotografen posierten wir noch abwechselnd mit den Freistossmännchen und der Taktikpinwand.

Hägar organisierte ein Taxi, in dem er bei Bean in Wien anrief, der zufällig betrunken vor einem Computer mit Internetanschluss saß und unglaublicherweise 2 (!) verschiedene Nummern in einer halben Minute ausfindig machen konnte. Unter „2525“ meldete sich sogleich Dieter, dessen Taxi wir eine Viertelstunde später unter „Blau-Weisse-Scheisse, wir singen Blau-weisse Scheisse“-Gejohle (wo bitte war die Security?!) bestiegen. Er hatte nichts dagegen, dass auf der Rückbank mit Lude, Buffy, Hägar und Petri gefühlte 5 Leute kauerten.

Nur 5 Minuten dauerte die Fahrt und Punkt viertel vor Eins standen wir im schmucken „Hirsch“ in Weilheim an der Teck. Der Hirsch war ein ehemals gutbürgerliches Gasthaus, das uns bereits von allen Seiten als einzige Abendlokalität mit Open-End-Öffnungszeiten empfohlen worden war. Geführt wurde der Laden von Kosta, einem emigrierten Griechen, der sich durch bloße Augensprache artikulierte. Seine Frisur war eine Mischung aus dem 62er Paul McCartney und einem Lampenschirm mit Filzfransen. Das haben wir ihm natürlich nicht gesagt, denn eigentlich wollte er schon zusperren. Das wussten wir zu verhindern, indem wir alle Arten von Zeitvertreib auskosteten, die im Lokal möglich waren. Mit den üblichen Verdächtigen (Kunze, Turli Wichniarek und einige weitere Neidlinger, deren Gesicht wir wieder erkennen würden) wurde gemäxelt (Hägar und Ente hatten nur Glückssträhnen und tranken den ganzen Abend frei), parallel dazu verbrachten wir gefühlte 5 Stunden an einer einzigen (!) Dartpartie und Lude und Buffy verloren unzählige male am Fußballkasten. Der Schlachtruf „1, 2, 3, Oberkörper frei“, dem eine Runde Schnaps des generösen Kassiers vorangegangen war beendete den gemütlichen Abend und während Ente auf der Treppe noch einen Goalie-Vertrag mit Kunze aushandelte fuhr auch schon wieder Dieter vor, das uns heil zum Sportplatz zurückbrachte.
Ohne einen Gedanken an das bevorstehende Turnier zu verschwenden lief Buffy langsam zur Hochform auf. Unter der Pseudonym „DJ Buffy“ verwandelte er die 1er Umkleidekabine des TV Neidlingen in einen Clubtempel. Ein Hit jagte den nächsten, immer weiter, immer weiter bis wir schließlich, kurz vor Stimmbandbruch, erschöpft in unsere Schlafsäcke auf der Turnmatratze fielen (Hägar hatte sich in einem internen Losverfahren die Massagebank gesichert).

Zweiter Tag

Keine 3 Stunden später wurden wir durch die ersten eintreffenden Helfer geweckt. DJ Buffy hatte verblüffenderweise immer noch ein gutes Händchen und sorgte mit chilliger Schlagermusik für die nötige Wachheit. Petri’s Missgeschick, das ihn während des Schlafs überkommen haben musste, wurde vom umsichtigen Lude mit einem Wisch „weggemacht“.
Kaum waren wir in unseren Dressen packte uns das Ballfieber, wir stürmten raus und schafften es ganze 2 Minuten uns vorzumachen, wir könnten hier was reißen. Doch ab 9 Uhr 13 begann unsere Chronik des langsamen, körperlichen Verfalls: Man verkroch sich ins Gebüsch, hielt sich den Kopf und wand sich im taufrischen Gras.
Das erste Spiel gegen die Lokalmatadoren von tts wollte gar keiner so richtig bestreiten. Den Kopf noch woanders standen wir – Kunze war kurzfristig und zu unserem großen Glück noch aufgetaucht – unvermittelt und auf dem falschen Fuß erwischt mitten in der Vorrundenphase des „größten Kleinfeldturniers Deutschlands“. Und wie! Die 1. Minute läuft, der Gegner vergab schon 3 Hochkaräter und rannte uns förmlich in Grund und Boden, da kullert Hägar auf der rechten Seite der Ball nach einem Pressschlag im Mittelfeld vor den rechten Socken, er schaut kurz auf, spielt scharf und flach aufs lange Eck, da nimmt sich Lude ein Herz und stolpert die Kugel am Tormann vorbei! 1:0 für die Superfreunde! Die Situation war so bizarr, ja bereits zynisch, wir hätten ungeschlagen vom Turnier abtreten sollen! In derselben Tonart setzte tts die Partie fort – Angriff um Angriff lief auf das von Kunze gehütete Tor, uns blieb keine Zeit zum Verschnaufen, die Ortung des Balles geriet zu einem Glücksspiel, ein ums andere mal fiel einer der unseren ohne Fremdeinwirkung auf die Nase. In der 5. Minute schlug der 20. Torversuch der Gegner dann doch in unsere Maschen. Ein satter Distanzschuss von der Mittellinie ließ Kunze keine Chance. Keine Minute später wieder eine Unachtsamkeit in der Abwehr und tts ging mit 2:1 in Führung. Wir drohten, überrannt zu werden. Der Gegner machte weiter immensen Druck und wollte das dritte Tor. In der letzten Minute, die Superfreunde hatten bis dahin exakt 1 erfolgreichen Pass geschlagen (beim Tor), wurde tts dann aber doch noch für die mangelhafte Chancenauswertung bestraft. Lude kommt, ich weiß nicht mehr wie, am Strafraum zum Ball, die Gegner kucken zu anstatt zu tackeln und Lude zirkelt den Ball in Zeitlupe um die gegnerischen Verteidiger, erwischt den Torwart (der, wie wir erst während dem Spiel bemerkten, auch am Vorabend Gast bei Kosta war) am falschen Fuß und netzt ein zum 2:2! Welch ein Jubel! Einen unverdienteren Punkt hat es in der Geschichte dieses Sports wahrscheinlich nicht gegeben!
Ttotz des unerwartet guten Resultats war uns allen bewusst, dass wir unsere Kraftreserven bereits gestern im Hirsch liegen gelassen hatten. Die Grenzen zu kennen kann manchmal sehr erniedrigend sein. Anstatt Motivation hieß Resignation das Motto, was sich schon allein dadurch zeigte, dass sich Buffy für das 2. Spiel gegen die Übersteiger Darmstadt selbst auswechselte und Petri in die Startelf rutschte.

Die Zeit bis zum Anpfiff des zweiten Spiels war so unangenehm wie ein Zahnarztbesuch. Andauernde, stechende Kopfschmerzen gefolgt von Brechreiz-Attacken und einer schrecklichen, geistigen Abwesenheit. Selbst die Stiegen rauf zum Limostand verursachten plötzliche Wadenkrämpfe. Ein Häufchen Elend fand sich um 11 Uhr 30 auf Platz 2 wieder und blickte in die frischen und fröhlichen Gesichter der Übersteiger aus Darmstadt, die mit 5 Ersatzspielern angereist waren. Verwunderlicherweise schmorte deren Brasilianer auf der Bank, was unserer ohnehin mutlosen Truppe noch einen weiteren Dämpfer versetzte. Was musste das für ein Wunderteam sein, das bei einem Kleinfeldturnier auf die Dienste eines Ballartisten aus dem Lande des Weltmeisters verzichtete? Wir stellten zu viele Fragen, kaum ertönte der Anpfiff waren wir schon wieder mit Defensivaufgaben beschäftigt.
Doch der Gegner, durch die Reihe ältere Semester als wir, konnte das druckvolle Spiel mit Fortlauf der Partie nicht aufrechterhalten. Wie aus dem Nichts wurde uns Raum und Zeit angeboten, ein Kreativspiel aufzuziehen. Offenbar machte unser professionelles Outfit erstmals Eindruck. Als bettelte der Gegner darum, Kunststücke von uns zu sehen, versuchten wir uns in einem Angriff. Wie bitter wurden die Erwartungen enttäuscht! Pässe wurden zu Flanken, Schüsse hinterließen keinen Torjubel, sondern Grasnarben. Wir waren am Tiefpunkt angelangt. Oder um Wittgenstein zu zitieren: Worüber man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.
Den Darmstädtern wurde die Clownerie irgendwann zu bunt, ein Pass auf die rechte Seite, der Stürmer bricht durch unsere Abwehr wie durch ein Knäckebrot, platzierter Schuß in den kurzen Winkel, 0:1 hinten. Keine Aufmunterungsrufe von niemandem.
Bevor wir den Wiederanstoß ausführen können wird der Brasilianer eingewechselt. Wir kriegen keinen Pass auf die Reihe und lassen uns auch nicht durch den Umstand ermutigen, dass der Brasilo der schlechteste Mann auf dem Platz ist. Doch auch er will uns dann noch vollends der Lächerlichkeit preisgeben, als er am Strafraum den Ball wunderbar ins lange Eck schlenzt.
2 Minuten vor Ende kommt Hägar zum einzigen Schuss der Superfreunde – ins Schienbein des Gegners.

Wir brauchen Trost und holen den Grill. Ich werde vom Stadionsprecher zu einer kurzen Stellungnahme übers Mikrofon gebeten, das weite Rund hört belanglose Worte eines belanglosen Interviews, doch was die Leute nicht hören können, ist die einsame Träne, die langsam und kalt an meiner Wange herunterwandert.
Der Cevapcici-Spieß schmeckt nicht und wandert in die nächste Mülltonne.
In der Zwischenzeit erfahren wir, dass die fünfte Mannschaft unserer Gruppe nicht angereist ist und wir deshalb kampflos 3 Punkte mit dem Score von 2:0 gutgeschrieben bekommen. Pffh – als ob das noch was ändern könnte.
So war das Spiel gegen die Roadrunners auch schon unser letztes. Inoffiziell war es das Duell um das kanarienvogelste Trikot des Turniers (der Gegner spielte in einer provokanten Pink-Grün-Kombination), offiziell ging es nur noch in den Köpfen der Roadrunners um den Aufstieg. Wir rechneten überhaupt nicht mehr, Tabellenstände wurden gar keine mehr inspiziert, keiner kannte unseren Rang oder den der Gruppengegner.
So wollten wir uns im letzten Spiel, wie schon vor 2 Jahren in Mühlheim, „anständig verabschieden“ (DJ Buffy). Der Referee hatte auf die Frage: „Wer hat Anstoß?“ nur ein gehässiges „Des is doch wurrrrscht. Jetzt spiel endlich den Ball“ übrig. Wir sagten Danke und schnappten uns die Kugel.
Nach wenigen Ballkontakten war allen klar: der Roadrunner aus der gleichnamigen Zeichentrickserie („Beep, Beep“) wäre für unsere Gegenüber an diesem Tag eine überlegenswerte Verstärkung gewesen. Endlich den Druck, gewinnen zu müssen, losgeworden, spielten die Superfreunde wie befreit auf. Hunderprozenter wurden nahezu im Minutentakt herausgespielt (sie haben richtig gelsen, nicht herausgestolpert), allein die mangelhafte Kaltschnäuzigkeit verhinderte eine frühe Führung. Alleine der Obmann hätte für einen 2:0-Vorsprung sorgen müssen: einmal ignorierte er allein vor dem Torhüter den viel besser positionierten Lude („Du musst schreien!“), ein ander mal setzte er eine schöne Hereingabe von Buffy ins Hintertorgebüsch und verfing sich dabei auch noch so unglücklich in den Maschen, dass das Spiel unterbrochen werden musste.

Die Leichtigkeit im Spiel veranlasst unglücklicherweise auch zu Nachlässigkeiten in der Defensive. Die Roadrunners fanden für ein Clown-Team (vgl. Rollenspielverein beim Dreikönigsturnier 2003) eindeutig zu viele Chancen vor, eine davon nutzten Sie nach 5 Minuten zur überraschenden 1:0 Führung. Ein abgefälschter Schuss konnte vom am falschen Fuß erwischten Kunze nicht mehr abgewehrt werden. In diesem Spiel war uns aber scheinbar alles egal, wir spielten weiter als wäre nichts geschehen. Keine Minute später wurstet Ente aus einem Gerangel mit 2 Gegnern mit links einen Ball am regungslosen Tormann vorbei. Alle taktischen Zwänge abgestreift stürmten wir mit Mann und Maus drauflos und kassierten aus einem Konter neuerlich ein vermeidbares Tor. Die Moral, die nun endgültig gebrochen schien, meldete sich jedoch eindrucksvoll in Person von Petri zurück, der auf der rechten Seite einen bereits verlorenen Ball zurückerobert, kurz aufschaut, und einen idealen Rückpass auf Lude spielt, der eiskalt und mit traumwandlerischer Sicherheit gegen die Laufrichtung des Torhüters einschießt. Die letzte Minute läuft und wir wollen den Sieg mehr als alles andere. Hägar, wie ein Flugzeugträger aus dichtem Nebel, taucht aus dem Nichts frei vor dem Tor auf. Die Stille nach dem Schuss legt sich von Geisterhand über das Vereinsgelände, alle Augenpaare richten sich auf Platz 5. Einige Damen schreien auf und werden ohnmächtig. Sie bekommen die Szene folgendermaßen nacherzählt: „Abgewehrt.“
Wir sind dennoch zufrieden, schießen ein Erinnerungsfoto mit Kunze, werden auf dem Weg in die Kabine von spontanem Applaus begleitet. Als erstes Team stehen wir unter der Dusche und sitzen kurze Zeit später, die Habseligkeiten schon im Auto verstaut, vor einem kühlen Veltins.
Kunze kommt hinzu und bemerkt: „Ihr seid schon angezogen? Womöglich müssen wir noch einmal spielen“. Er sagte „müssen“, nicht „dürfen“, denn an Kunze, den wir an dieser Stelle als besten Spieler herausstreichen wollen, lag die dürftige Vorstellung am allerwenigsten und wir wussten, dass er sich diesen Tag anders vorgestellt hatte.

Seit dem Unentschieden zum Auftakt hatte kein Superfreund mehr am Infostand vorbeigeschaut. Uns war erstens überhaupt nicht klar, wie viele Mannschaften aufsteigen, geschweige denn in welchem Modus die Aufsteiger weiterspielen, noch wussten wir die Endergebnisse der anderen Spiele in unserer Gruppe. Ein einstimmiges: „Ach was, als Dritter sind wir bestimmt nicht aufgestiegen“ begleitete Kunze’s Frage. Der Obmann erwachte dann doch noch aus seiner Lethargie und raffte sich zu einem Spaziergang zur Turnierleitung auf.
Dort angekommen stellte er zu seiner Verwunderung fest, dass den Superfreunden die 3 Punkte aus dem annullierten Spiel gegen „Neidlingen20“ nicht angerechnet worden waren. Man rangierte mit 2 Punkten auf dem dritten Tabellenrang. Allen anderen Teams in unserer Gruppe war der Sieg jedoch gutgeschrieben worden. Irritiert wandte er sich an die Verantwortlichen von Schalke 04, die gutgelaunt hinter ihren Laptops sassen. Noch ehe er das Missverständnis aufklären wollte, wurde er aber von einer anstürmenden Dame überrumpelt, die ebenfalls Einwände gegen die Ergebnisse hatte. Dem Team Ihres Herzens war ein 5:0-Sieg nur mit 4:0 dokumentiert worden und wegen dieses einen Tores waren Sie im Achtelfinale zum Zuschauen verdammt. Da könne doch was mit den Zahlen nicht stimmen! Ich nutzte die Gelegenheit und stimmte in den Chor der Entrüstung mit ein. In die Enge gedrängt, fiel der Marketing Tante nichts besseres ein, als sich mit den Worten zu entschuldigen: „Die Zahlen sind schon im System, ich kann das nicht mehr rückgängig machen.“ Skandal! Eklat! Beides zusammen! Nun schoss der Obmann Spitzen gegen alles, was sich bewegte, schloss sogar einen umstehenden Schiedsrichter mit ein, bei dem er sich Hilfe erwartete, der aber nichts weiter tat als mit dem Kopf zu nicken. Egal, welch Vorwand eingebracht wurde, stets die gleiche Antwort: „Es ist schon im System….“
FICKT DAS SYSTEM!!! Plötzlich schien sich mein Gegenüber dann doch noch etwas anderem zu entsinnen. „Jetzt fällts mir erst ein, der zuständige Schiedsrichter hat angegeben, dass bei besagtem Spiel überhaupt keine Mannschaft aufgelaufen ist.“ Mir zog es die Socken von den Augen und die Schuppen aus den Schuhen! Ich wurde still und kreidebleich. Nun war mir nämlich alles klar, System hin oder her. Wir hätten die 3 Punkte nur abzuholen brauchen, in Sumobekleidung hätten wir antreten können, den Schiedsrichter abklatschen, Grimassen ins Publikum schmeissen, einfach nur um zu sagen: Hallo! Wir sinds, die Superfreunde! Wir sind hier und wir haben genug Spieler! Aber was haben wir stattdessen gemacht? Wir haben Bratwürste auf den Grill gelegt…
Wenn man Zorn mit Schande mischt kann man unsere Gefühlsregung am besten beschreiben. Buffy und Ente wollten nur noch eins: ab ins Bierzelt, nur weg vom Tabellenaushang.
Der Rest war entweder zu müde (Lude, Petri) oder zu angeschlagen (Hägar), um dem Frust mit Alkohol zu entgegnen.

Schließlich quetschte man sich in Ludes Golf und lauschte im Radio der letzten Viertelstunde von Kaiserslautern in der Bundesliga. Während Ente langsam wegsackte versüßte Buffy dem Rest die Fahrt mit allerlei Halblustigkeiten („Sha la la la“). Gut zu Hause angekommen, verkündete er auch schon die neue Parole: „Schalke, wir kommen wieder!“

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